Ich bin schon oft gefragt worden: was trinken die Leute in deiner Welt eigentlich, wenn das Wasser doch aetherverseucht ist? Ich möchte das einmal beantworten, und gleichzeitig einen Meta-Blick auf meine Welt werfen.
Der Aether steigt seit der Jahrundertwende auf. Erst ganz wenig, nur hier und da. Jetzt ist das wie mit dem Klimawandel, einzelne grüne Nebelfetzen fallen erst einmal nicht ins Gewicht. Nur wenige Menschen nahmen das Phänomen am Anfang wahr, und als es dann nicht mehr weggeredet werden konnte, haben sich die ersten Wissenschaftler damit beschäftigt.
Wilde Theorien wurden zusammengerührt, die meisten davon falsch. Aber die ersten Anwendungen der merkwürdigen Substanz wurden gefunden. Jetzt muss man sich das wie mit jeder Neuerung der Wissenschaft vorstellen: die Büchse ist geöffnet, und was da rauskommt kann man nicht wieder einfangen. Aber genauso, wie man Röntgengeräte einmal in Schuhgeschäften hatte, um praktischerweise nachschauen zu können, ob der Schuh richtig sitzt, so war man sich der Gefährlichkeit des Stoffes nicht bewusst.
Die ersten Verdorbenen wurden noch als spontane Mutationen hingenommen. Denn auch das vergessen wir heute im Zeitalter der pränatalen Diagnostik und Schönheitschirurgie: es gab damals eine Menge "Freaks". Gaumenspalten, Hörner, dritte Augen, alles Dinge, die vorkommen konnten, vor allem in Dörfern, die nur drei Nachnamen haben. Solche Kreaturen verdienten sich ihr Geld aus Ausstellungsstücke im Wanderzirkus.
Als man die Zusammenhänge langsam erkannte, waren schon 5 Jahre vergangen. Und auch danach war es eben nicht für jeden möglich, sich dem Einfluss des Aethers einfach so zu entziehen. Ein Haus, in dem Generationen geboren, aufgewachsen und gestorben sind, gab man nicht einfach auf, weil die Großkopferten behaupteten, das grüne Zeug über dem Fluss sei gefährlich! Und man könnte doch vielleicht damit Geld verdienen!?
Und dann war da noch die Kirche, die ihre Chance witterte und den direkten Draht zum Himmel anzapften: Natürlich war der Aether eine Strafe Gottes, und nur die, die stark im Glauben waren, wurden verschont. Man kaufte sich mit Gebeten Schutz, und die Gottesdienste waren voll wie nie.
Was tut man also? Wer ist "man"? War man reich, zog man nach oben, auf Hügel und Berghänge, trank Wasser aus Quellen und nutzte alle Annehmlichkeiten, die der Aether so bot: Luftschiffe und andere Technologien. War man arm, nun, dann hatte man einfach keine Wahl.
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JCfUZQsq (Montag, 19 September 2022 20:00)
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