
Wir alle sind Pilger. Wir allen gehen unseren Weg und wir alle sind auf der Suche. Es gibt Bücher, die einen auf dem Weg begleiten. So ein Buch ist für mich: "Triffst du Buddha unterwegs..." von Sheldon Kopp. Ich habs mir wohl damals gekauft, weil ich mal Psychologie studiert habe. Es ist kein Roman und auch kein Ratgeber, kein Lehrbuch und doch hat es mich viel gelehrt. Und ich hab viele Bücher verliehen, verloren und verkauft, aber das habe ich jedesmal vom Stapel wieder heruntergenommen. Warum? Weiß nicht genau. Es ist nicht überall toll, aber es hat tolle Stellen. (Nein, nicht solche Stellen ...)
Eine dieser Stellen ist ganz am Anfang. Ich zitiere:
Der Pilger, ob nun Psychotherapiepatient oder der Wanderer früherer Zeiten, liegt mit sich selbst im Streit, kämpft mit seiner eigenen Natur. Alle wirklich bedeutenden Schlachten trägt er mit sich selbst aus. Wir scheinen uns alle als Reiter auf Pferden zu betrachten. Das Pferd verkörpert das kraftvolle, animalische Leben, das kein Verstand behindert und kein Zweck leitet; der Reiter ist das selbständige, unvoreingenommene Denken, eine Art reine, kühle Intelligenz. Zu oft lebt der Pilger wie ein Reiter, der den Willen seines Pferdes brechen will, um es ganz in seine Gewalt zu bekommen, so dass er sicher und bequem reiten kann, wohin er will. Mancher glaubt auch, dass er die Wahl hat zwischen dem ungezügelten Leben des reiterlosen Pferdes und dem eintönigen Weg des isolierten, pferdelosen Reiters und versucht gar nicht erst, sich Gehorsam zu erzwingen. Wer sich mit keinem von beiden abfinden mag, dem bleibt nichts anderes übrig, als ein Reiter zu sein, der um Gewalt über sein störrisches Pferd kämpft. Könnte er doch sehen, dass es keinen Kampf mehr gibt, sobald er begreift, dass er ein Zentaur ist!
Es ist eine scheinbar schlichte Erkenntnis und doch ist es die schwerste überhaupt. In mir streiten sich oft so viele verschiedene Personen - da sind zu einen meine vielen Ichs und auch die Hologramme von Menschen, auf deren Meinung ich wert lege - dass es mir schier unmöglich erscheint, zu entscheiden, wer Recht hat. Und das ist die Kunst des Lebens und des Pilgerns: sich diesem inneren Streit immer zu stellen. Ihm nicht auszuweichen sondern ihn auszufechten, denn nur so kann man zur Erkenntnis gelangen.
Denn so zitiere ich weiter:
Was gelernt werden soll, ist so unbegreiflich einfach, dass man es nicht zu fassen bekommt, ohne es vorher durch Kampf, Aufgabe und Erfahrung kennengelernt zu haben. Wie ein Zen-Meister seinem Schüler sagte, als er erleuchtet war: Hätte ich dich nicht dazu gebracht, auf jede erdenkliche Art zu kämpfen, um den Sinn (des Zen) zu finden, hätte ich dich nicht endlich zum Nicht-Kämpfen und Nicht-Streben geführt, von wo aus du mit deinen eigenen Augen sehen kannst, du hättest jede Aussicht, dich selbst zu entdecken, verloren.
In diesem Sinne kämpfe ich jeden Tag, um dann zum Nicht-Kämpfen überzugehen. Zum Loslassen, um auf wundersame Art geheilt zu werden und zu erkennen, dass ich ein Zentaur bin.
Ich wünsche euch allen eine schöne Pilgerzeit!