Ich weiß nicht, wie oft ich mich darüber schon aufgeregt habe. Und jetzt ist es auch mal wieder soweit. Mir ist vor ein paar Tagen förmlich der Kopf geplatzt und das hört nicht auf.
Worum gehts?
Es geht mal wieder um das unsägliche Ding mit dem Lektorat. Und als Clickbait: es geht auch um Bücherklau und meinen Status als Autorin.
Ich weigere mich.
Ich bin dagegen, dass ein vorhandenes Lektorat (und am Besten noch ein bezahltes), ein Qualitätskriterium für Bücher ist.
Wikipedia: Als Bearbeitungsform umfasst das Lektorat für gewöhnlich die rechtschreibliche, stilistische,grammatikalische und inhaltliche Verbesserung von Texten. Das Aufgabenfeld eines Lektors umfasst über die Tätigkeit des Lektorierens hinaus aber auch die Prüfung der eingehenden Manuskripte oder Typoskripte, die Zusammenstellung eines Verlagsprogramms, das Publikationsmarketing und die Begleitung von Skripten bis zur Veröffentlichung. Durch einen Korrektor werden Texte rechtschreiblich und grammatikalisch überprüft. Die stilistische Bearbeitung wird als stilistisches Lektorat bezeichnet, das zwar zumeist ein Korrektorat einschließt, jedoch stets darüber hinausgeht.
Ein unlektoriertes Buch kann trotzdem ein Korrektorat genossen haben! Denn die schlichte Rechtschreibprüfung ist etwas gänzlich anderes, als eine umfassende Bearbeitung des Textes, die auch den Inhalt einschließt.
Jetzt ist ein Lektorat aber teuer. Und als Selfpublisher hat man es sowieso schwer und verzichtet aus verschiedensten Gründen vielleicht darauf.
Ich habe das getan. Weil ich schlicht und ergreifend kein Geld dafür übrig hatte. Und da mag es sein, dass da stilistische Fehler drin sind. Also ... Augen, die wandern (der Klassiker), oder eine Dialogzeile, die nicht gesagt, sondern gezwinkert wird. Anfängerfehler.
Das alles bedeutet aber erstens nicht, dass mein Buch schlecht ist. Es hat einige Schwachstellen, aber es scheint doch viele derart zu überzeugen, dass ich immer wieder positive Rückmeldungen bekomme. Seltsamerweise sind es oft die Kollegen, die sich an den Fehlern stoßen und reiben.
Das sind manchmal Leute, die selbst irre lang an ihren Texten rumfeilen und Geld ausgeben, um den und den noch drüberschauen zu lassen. Die sich dann völlig verlieren, weil sie den Überblick nicht mehr haben, die wievielte Version ihres Textes sie nun schon vor sich haben. Und sie sind so tief innerlich verunsichert, dass es doch nur ein Lektor retten kann, das Häufchen Unglück. Und die mich anfeinden und förmlich von sich stoßen, weil sie es nicht begreifen können, wie man einfach so ... (Wenn ich so viel Geld ausgegeben hätte und dann keiner mein Buch kauft, oder einfach einer daherkommt und 'nichts' ausgegeben hat, dann wäre ich auch bitter.)
Aber man kann! Man kann die Fähigkeit haben, ein Buch einfach so zu schreiben. Man kann Talent haben.
Man kann es auch tun, wenn man keins hat. Ja. Und man kann auch kein Talent, aber ein riesiges Selbstbewusstsein haben. Man kann ein Grund für absolutes Fremdschämen sein, mit einem grottigen Cover und einer peinlichen autobiografischen Beichte. Oder einer Masturbationsvorlage. Das ist alles erlaubt! Weil ... weil es die Freiheit gibt, zu publizieren! Und das ist gut so! Es muss nicht immer die Verlagsdiktatur sein, denn wer sagt denn, dass die Verlage der Hüter eines allwissenden Gerätes sind, welches ihnen sagt, was gut und was schlecht ist?
Nee, sie haben kein so ein Gerät, sie haben Lektoren. Sie haben Leute, die sich um das Verlagsprogramm kümmern und schauen, wie der Verlag Geld einnimmt. Da geht es nicht nur um Qualität, sondern um Kommerz. Natürlich haben die auch Ansprüche! Aber weder Lektoren noch Verlage sind Götter, die angebetet werden müssen.
Ich will diesen Dünkel nicht mehr. Dieses Gelaber, dass die Verlage die Hüter der Buchkultur sind, und dass Selfpublisher Dilettanten sind. Ich will, dass sich die Hetzer an ihren Ansprüchen verschlucken und endlich den Mund halten. Denn für jede Perle, die ein Verlag publiziert hat, gibt es hunderte, die abgelehnt wurden. Und es ist oft nur der Dickköpfigkeit mancher Autoren zu verdanken, dass Bücher trotzdem erschienen sind.
Und wer sich die Verlagslandschaft anschaut weiß auch, dass es welche gibt, die mit Freude Schund produzieren, weil der auch Geld bringt. Mein Lieblingsschundverlag Egmont Lyx erfreut mich regelmäßig mit Leseproben die so furchtbar sind, dass mir neben den Lachtränen auch welche der Trauer über die Wangen laufen. Und die Sachen von denen laufen wie geschnitten Brot. Lektorierter Schund.
Ich will nicht bestreiten, dass Texte besser werden können! Nein, das tue ich nicht!
Ich will nur bestreiten, dass kein Text unlektoriert gut sein kann!
Oder anders gesagt: Ein Text wird nicht durch ein Lektorat gut! Er wird vielleicht besser, aber ... wie sagte es eine in einer Diskussion: Man macht aus einem ausreichenden Text einen befriedigenden. Und aus einem guten Text vielleicht einen sehr guten. Aber aus einem ausreichenden Text kaum einen sehr guten. Es kommt auf das Ausgangsmaterial an. Und das bezweifel ich auch nicht!
Aber noch einmal: Zu sagen, dass kein Text unlektoriert sein soll, ist schlicht und einfach falsch.
Was aber unbestreitbar ist: kein Text sollte unkorrigiert sein. Dafür gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Und kein Text sollte gestohlen werden.
Ich finde es schlimm, dass die jüngsten Abschreib-Affairen wieder auf die Selfpublisher zurück fallen. So etwas gab es auch schon immer. Ist kein neues Phänomen.
Ich bin froh, dass die meisten Selfpublisher den Kopf hoch halten. Es ist ein sauschweres Geschäft. Auch ohne Bashing. Die meisten von uns geben alles und ein bisschen mehr, um ihr Buch gut zu machen und haben es nicht nötig, dass man die Nase über sie rümpft.
Daher: Lasst euch nichts erzählen. Es braucht keinen Bücher TÜV oder eine andere Zensur. Was schlecht ist, wird einfach nicht gelesen werden. Und die, die ewig zischen und motzen ... die können mich mal.
Ich weigere mich, mich schlecht deswegen zu fühlen. Ich bin Autorin und glaub auch, dass ich eine ganz gute bin. Und falls ich meinen eigenen Ansprüchen mal nicht mehr genüge, dann höre ich auf. Aber nicht, weil ich nicht genug Geld für eine optionale Dienstleistung hatte.
Foto: Impressed Arts.
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Sylvia Rieß (Montag, 25 Januar 2016 13:11)
Man kann Talent haben!!! Jawoll!!! Unterschreibe ich so wie es da steht.
Danke für den Beitrag. :)
Amalia Zeichnerin (Montag, 25 Januar 2016 13:26)
Ich finde das sehr mutig von dir, ein solches Statement zu setzen. Das werden viele nicht gern hören, weder Lektoren, noch andere Autoren, noch Verlage.
Und ich gebe dir recht - es gibt sicher Autoren, die können das. Ganz ohne Lektorat. Die behalten auch nach der dritte Überarbeitung noch voll den Überblick. Ich bewundere das sehr.
Ich kann das übrigens nicht, das gebe ich offen zu. Ich brauche entweder einen Lektor oder einen Betaleser, der auch Lektoratsaufgaben übernimmt - allein schon deshalb, weil ich mir so schlecht Details merken kann. Da unterlaufen mir dann Flüchtigkeitsfehler, und ich meine noch nicht mal die in der Rechtschreibung oder Zeichensetzung, sondern inhaltliche.
Ich denke, es ist am besten, wenn man sich als Autor mit allen Schwächen und Stärken gut kennt und auch zu Schwächen steht. Dann kann man selbst entscheiden, ob man seine Texte lektorieren lässt oder nicht. Ich vermute auch, dass letztendlich für viele Autoren Betaleser und/oder Lektorate doch empfehlenswert sind. Was nicht bedeutet, dass man unbedingt zwingend und in jedem Fall auf solche Dienste zurückgreifen muss...:)
Hannah (Montag, 25 Januar 2016 13:28)
Oh, ich wünsche mit bei so vielen Büchern, dass da mal irgendwer - Lektor, Autorengruppe oder Jiminy Cricket, ganz egal - drüber geguckt und gesagt hätte, komm Alter, das ist totaler Müll, was du da schreibst. (Und sehr oft bin ich dankbar, dass das offenbar niemand getan hat, denn ich lese mit Vorliebe Bücher, die ganz großer Müll sind und lache mir den Arsch ab darüber.)
ABER: Komischerweise ist das völlig *unabhängig* davon, ob das Buch im Selfpublishing oder bei einem großen Verlag erschienen ist! Der Verlag weiß nur besser im Voraus, welcher Müll sich auf welche Weise gut verkaufen lässt. Und auch bei großen Verlagen gab es schon irrsinnig peinliche Plagiatsaffären.
Und alleine schon deshalb ist es total unsinnig, ein Lektorat oder einen Verlag als Gatekeeper zu fordern. Wir werden einfach sehen, über welche Bücher man in 20 Jahren noch redet - ich behaupte mal, Ätherherz wird eher dazu gehören als der hunderttausendste romantische Vampirroman aus großem Verlagshaus.
Michael Kieweg (Montag, 25 Januar 2016 13:30)
Was schlecht ist, wird sehr wohl gelesen.Siehe dein eigenes Beispiel, Egmont Lyx....
Aber das ist überhaupt nicht das Problem. Die Frage ist doch, wer soll anhand welcher Kriterien entscheiden, was gut oder schlecht ist.
Für mich gibt es darauf nur eine Antwort - DER LESER.
Ganz bestimmt möchte ich nicht, daß darüber ausschließlich von einem bezahlten Sprachpingel anhand von Duden, Grammatik und Verlagsrichtlinien entschieden wird.
Du lieferst doch wieder selber ein Beispiel mit den wandernden Augen.Klar bleiben die Sehorgane (auch wieder falsch) üblicherweise im Schädel und latschen nicht in der Gegend rum. Aber der Ausdruck ist inzwischen allgemeiner Sprachgebrauch und damit für mich durchaus "buchfähig".
Außerdem ist Qualität keine Eigenschaft, die in absoluten Größen zu messen wäre. Qualität ist abhängig vom Umfeld, von den Wünschen und Vorstellungen des Kunden. 100%ige Qualität ist dann erreicht, wenn ich diese Wünsche voll erfülle. Aber für viele Künstler soll ihre Kunst eben unabhängig von der Rezeption sein - Vielleicht auch deshalb, weil sie merken, daß ihr Elaborat nicht gewürdigt wird. Kommen dazu in diesem speziellen Bereich noch die Verlage, die im Todeskampf wild um sich prügeln, dann kommt halt so ein Quatsch raus. Da hilft nur ein gepflegtes "Mir doch egal!"
mara (Montag, 25 Januar 2016 13:35)
Ich stimme zu, dass es Texte gibt, bei denen es reicht, wenn sie korrigiert werden. Es gibt auch gelegentlich Autoren, die tatsächlich fehlerfrei schreiben und ihre eigenen Teste korrekturlesen können. Ich stimme auch zu, dass jeder, der schreiben möchte, das auch tun sollte.
Aber ich bin überzeugt davon, dass 95% aller Autoren ein Lektorat brauchen, damit ihr Text gut genug für eine Veröffentlichung wird. Kleine stilistische Fehler kann man durchgehen lassen, aber als Lektorin mit viel Erfahrung muss ich sagen, dass es meistens ganz andere Fehler sind, die Indieautoren (und nicht nur die) machen. Fehler, die sie nicht einmal bemerken. Und wenn diese Fehler nicht behoben werden, fällt der Text bei sehr vielen Lesern sofort nach der Leseprobe durch. Das ist sehr schade, denn es gibt tatsächlich viele gute Indieautoren. Doch nicht jeder hat genügend Distanz zu sich selbst, um zu erkennen, ob sein Text ohne Lektorat in Ordnung ist. Daher plädiere ich absolut dafür, zumindest mehrere voneinander unabhängige Testleser einzusetzen, die akribisch alle Fehler anstreichen. Es wäre sonst zu schade. Ich persönlich kaufe kein Buch, bei dem ich auf der ersten Seite fünf Fehler entdecke. Ich habe in den vergangenen Jahren bei ca. tausend Büchern ein einziges entdeckt, das ich trotz Fehlern gekauft habe, weil die Geschichte tatsächlich so gut war, dass die Fehler nicht mehr relevant waren.
Gilda Laske (Montag, 25 Januar 2016 13:38)
Liebe Anja,
ich danke dir für diesen offenen und mutigen Artikel. Ich habe meinen ersten Roman geschrieben, einfach so und ein eremetierter Germanistikprofessor hat ihn Korrektur gelesen. Den ein oder anderen Logik- oder Stilfehler hat er auch behoben, aber im Grunde hat er den Text so gelassen, wie er war. Gekauft haben dieses Ebook von 2012 bis heute fast 81.000 Leser. Bei meinem zweiten und dritten Buch habe ich das genauso gemacht und für mich war das in Ordnung.Inzwischen bin ich mit diesen drei Büchern bei einem Verlag und dort haben sie so ein tolles Lektorat. Meine wunderbare Lektorin Tamara Hell vom CBX-Verlag hat meine Manuskripte einfach nur schön rund gemacht. Und ansonsten so gelassen, wie sie waren. Sie hat gesagt, es sei so spannend zu lesen gewesen, dass sie zwischendurch das Lektorieren vergessen hat.
Deshalb, liebe Anja: Ich stimme dir hundertprozentig zu.
Claudia (aka Kari) (Montag, 25 Januar 2016 13:48)
Wie recht du mit deinen Worten hast. Ja und Amen. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen
Diandra (Montag, 25 Januar 2016 14:02)
Wer sich kein Lektorat leisten kann oder will, muss eben besonders hart selbst arbeiten. Oder mit anderen Autoren ein Tauschgeschäft eingehen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen guten Text abzuliefern - sogar im Alleingang (habe ich auch schon gemacht *angeb*). Und wenn ich mir anschaue, womit so mancher freiberuflicher Lektor so wirbt an Texten - nö, da möchte ich gar nicht lektoriert werden. Nur weil sich jemand Lektor nennt, ist der nicht notwendigerweise tatsächlich gut im Lektorieren, auch das hat man schon an diversen Büchern gesehen. Ist schließlich, wie Übersetzer, keine geschützte Berufsbezeichnung. Manche Lektoren kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat und dilettieren fröhlich durch sämtliche Texte, die lang genug stillhalten. Aber wenigstens ist das Buch dann lektoriert. ^^
Mir ist lieber, ich sehe, dass jemand wirklich mit Herz und Hirn bei der Sache war. Ob der dann Hilfe von einem Laien oder zwei Profis oder einer Armee von Untoten hatte, ist mir eigentlich schnuppe. Und mal im Ernst, wenn der Autor das grundlegende Handwerk nicht kennt, hilft auch der beste Lektor nix.
Diandra (Montag, 25 Januar 2016 14:04)
PS: Und sollte mal wieder jemand auf die pösen abschreibenden Self-Publisher hinweisen, einfach "Axolotl Roadkill" in den Raum stellen. Das war bei Ullstein. Wie konnte das den Profis nur durch die Lappen gehen? :-)
Vero Havre (Montag, 25 Januar 2016 14:08)
Und recht hast Du.
PeterK (Montag, 25 Januar 2016 15:18)
Dogmen sind nicht unbedingt der beste Weg um Glaubwürdigkeit zu erreichen.
Schlichte Feststellungen auf Basis einer eigenen Meinung auch nicht.
Leider nein.
Christian Loewenthal (Montag, 25 Januar 2016 15:36)
Hallo liebe Anja,
lass' dich von negativen oder verächtlichen Kommentaren nicht runterziehen. Ich weiß, ist leichter gesagt als getan. ;)
Wir konnten uns bei unserem ersten Rollenspiel damals auch kein "richtiges" Lektorat leisten und das Buch war sicherlich nicht so gut wie es hätte sein können. Dennoch hat es vielen Menschen eine Menge Spielspaß gebracht und ohne das Buch wären wir heute kein Rollenspielverlag.
Nutze deinen Kopf liebe für kreative Dinge als ihn sinnlos explodieren zu lassen. :-)
Aufmunternde Grüße
Christian
Hanka (Montag, 25 Januar 2016 15:36)
Wie in so vielen Belangen darf man und darf man nicht und mag man und ein anderer mag eben nicht. Ich oute mich hier mal als Freie Lektorin (welche nur Textarbeit macht und nicht am Verlag akquiriert) und nein, keine Angst, ich werde hier nicht für den gesamten Berufsstand in die Bresche springen.
Erfahrung ist: Es gibt gute unlektorierte Texte und miese lektorierte Texte – und alles dazwischen, sowohl bei den Selfpublish- als auch bei den Verlagsbüchern. Denn ebenso wie es talentierte, ambitionierte Autoren und möchtegern-schwätzerische Schreiberlinge gibt, gibt es Lektoren, die den Duden mal benutzen, und welche, die den Sinn ihres Tuns nicht verstanden haben. Es gibt Stilistiker, die holen schiefe Phrasen, Wortwiederholungen, krumme Beisätze aus dem Text, und welche, die bauen neue inhaltliche Fehler hinein. Wir sind nicht allwissend, allsehend und zaubern können wir auch nicht. Bestenfalls sind wir umfassend gebildet, aufmerksam und haben Erfahrung, die wir dem Autor zu Verfügung stellen, damit er seinen Text verbessern kann. Denn nur das ist unsere Aufgabe: Wir machen Vorschläge und weisen auf Unstimmigkeiten hin. Ob der Autor diese Vorschläge annimmt, über unsere Nachfragen nachdenkt oder sie verwirft, ist ganz allein seine Sache, denn es ist und bleibt sein Text. Wir sind Dienstleister. Man muss uns nicht beschäftigen. (Aber wenn, wollen wir davon eben auch unsere Miete bezahlen.)
Ich habe vollstes Verständnis für jeden, der dieses Geld nicht investieren kann oder mag. Ich habe wenig Verständnis für jemanden, der nicht dazulernen möchte. Und dafür ist ein distanzierter Blick auf den Text oftmals notwendig – gerade von Leuten, die sich selbst nicht ausführlich mit Theorie und Praxis der Sprache beschäftigen. Ob dieser kritische Blick von der Mutti, dem früheren Deutschlehrer oder einem Lektor kommt, darf sich jeder selbst aussuchen.
Kyriae (Montag, 25 Januar 2016 15:51)
Ich gestehe, ich habe ein Problem mit Lektoren, nachdem ein Lektor eines großen Verlages ein Buch nicht nehmen wollte, weil die Hauptfigur eine Frau war und Frauen so nicht agieren. Deswegen sehe ich diese Berufsgruppe mit großem Misstrauen. Aber ich weiß auch, dass ich mind. einen guten Betaleser brauche. Vor allem für die Rechtschreibfehler, die ich als Legastheniker durchaus habe, aber auch für das Abrunden von Sätzen. Solange sie mir nicht in der Geschichte rumwurschteln ist es mir egal.
Und was Plagiate angeht. Die gibt es in der Verlagswelt zu genüge. Erst im Herbst 2014 kam heraus, dass der Wissenschaftsverlag C.H.Beck ein Buch veröffentlicht hat, dass die beiden Autoren aus Wikipedia-Artikeln zusammengeschrieben haben. Und die haben dort normalerweise sehr strenge Lektoren, aber in dem Fall haben auch die das nicht entdeckt (ok, wer schaut als Wissenschaftler schon auf Wikipedia? ;) ).
Michael (Montag, 25 Januar 2016 16:59)
Ein interessanter Beitrag. Aber ganz ehrlich, glaubwürdig ist das leider nicht. Auch wenn das sich die Selfpublisher (ich bin selbst auch einer) immer wieder Mantramäßig vorbeten / vorgaukeln lassen. Du argumentierst gegen eine sinnvolle und professionelle Dienstleistung! Wer einmal mit einem professionellen Lektor gearbeitet hat, weiß diese Textveredelung zu schätzen. Das hat mit Rechtschreibung wenig zu tun! Du wetterst hier gegen eine Leistung, die Du selbst nicht in Ansprich nimmst / nehmen kannst. Hey, ist das nicht ein bisschen, wie Ente zu fahren und für Tempo 120 zu sein? Da die Ende nur 100 fährt... ;-) Auch das beliebte Verteufeln der "Verlagsdiktatur" ist doch in wirklichkeit Unsinn. Überhaupt nichts dagegen, alte Strukturen aufzubrechen! Sp ist toll und richtig spannend, eröffnet neue Möglichkeiten. Jeder kann jetzt schreiben und publizieren! Sollte aber vielleicht nicht jeder tun. Viele SPler drücken sich doch auch nur vor dem Urteil der Verlage, die zweifelsfrei über eine große Erfahrung und Marktkenntnis verfügen (und sicher auch Macht...). Ob berechtigt oder nicht, ist nicht die richtige Frage. Aber wer sich schönredet, dass Lektorat und Korrektorat gar nicht so wichtig sind, sollte lieber Schulaufsätze schreiben und mit einer 3-4 zufrieden sein... Das ist genau die Einstellung, die SP so in Verruf bringt und an deren Ernsthaftigkeit zweifeln lässt. Und das schadet den wirklich guten Autoren, die es dort auch in großer Anzahl gibt.
Mathilda Grace (Montag, 25 Januar 2016 17:15)
Vielen Dank für diesen Beitrag, er spricht mir aus der Seele. :-)
Anja Bagus (Montag, 25 Januar 2016 17:38)
Ich richte das hier an Michael. In der Hoffnung, dass er das liest. Ich habe bei Kösel mit angeblich professionellen Lektoren zusammengearbeitet, die fast das Werk so zerschossen hätten, dass es undruckbar gewesen wäre. Ich habe mit einer Lektorin in meinem Verlag zusammengearbeitet und sehr davon profitiert.
Ich weiß das Feilen am Text mit kompetenten Ratgebern sehr zu schätzen. Was ich nicht zu schätzen weiß ist das bescheidene Lesen meiner Texte. Wenn man nicht verstehen will, was ich sage, dann hilft auch kein Lektorat.
Ich habe nicht gesagt, dass es nicht 'so' wichtig wäre. Ich habe gesagt, dass es kein alleiniges Kriterium für Qualität sein kann. Das ist alles.
Silvia (Montag, 25 Januar 2016 21:29)
Vielen Lieben Dank für diesen Beitrag, ich versuche mich selber gerade am schreiben und muss gestehen , einer dieser Menschen mit einer Biografischen Schund Lektüre zu sein, wenn man meinen Kritikern glaubt. Und ja sie ist Rechtschreib und Satzzeichenmäßig echt Grottenschlecht!
Ich träume trotzdem davon irgendwann einen tollen Roman und ein tolles Buch geschrieben zu bekommen . gvlg
Nathalie Bromberger (Dienstag, 26 Januar 2016 10:00)
Liebe Anja, danke, das ist sehr schön formuliert: "Ich will diesen Dünkel nicht mehr. Dieses Gelaber, dass die Verlage die Hüter der Buchkultur sind, und dass Selfpublisher Dilettanten sind". Für mich war das ein Grund dafür, einen Verlag zu gründen, dass ich mich mit diesem Gedünkel nicht identifizieren kann. Meine Erfahrungen mit großen Verlagen und Lektoraten waren nicht so toll, von KollegInnen hab ich ähnliches gehört: Die Lektorate entsprechen nur selten dem Idealbild einer grandiosen Zusammenarbeit zwischen AutorIn und LektorIn in der aus einem ungeschliffenen Diamant ein Juwel wird. Denn nicht alle LektorInnen sind in der Lage ihr eigenes Ego so weit zurückzunehmen, dass sie nicht ihre eigenen Vorstellungen auf das Manuskript aufdrücken. Außerdem werden Lektorate immer schlechter bezahlt, wodurch oft schlicht die Zeit fehlt, sich intensiv in ein Buchprojekt zu vertiefen. Schlechte Lektorate können viel Schaden anrichten, Büchern ihren Geist nehmen. Viel bessere Erfahrungen habe ich selbst damit gemacht, andere AutorInnen mitdenken zu lassen, vielleicht, weil die aus eigener Erfahrung eher wussten, wie man dem Geist eines Buches auf die Spur kommt. Nicht versuchen, das Buch in eine ästhetisch anerkannte Form zu gießen, sondern sich mit mir auf die Suche nach der richtigen Form für meine Ideen machten. Die Entscheidung für oder gegen ein Lektorat muss natürlich jede AutorIn und VerlegerIn selbst treffen, aber von Dünkeln sollten wir uns dabei nicht leiten lassen.
Ursula (Dienstag, 26 Januar 2016 16:47)
Wie Recht Du hast. Da gibt es nichts hinzuzufügen. Ich lese viele Indie-Bücher und kann bei meinen Lieblingsautoren keine schlechtere Qualität feststellen. Eher sind sie origineller und Genre-Mixes findet man kaum von Verlagen.
Daphne (Dienstag, 26 Januar 2016 23:44)
Ein Qualitätsmerkmal guter Texte ist es auch, nicht in überschäumender Weise von Satzzeichen abhängig zu sein. Weniger Ausrufezeichen hätten dem Text gleich eine seriösere Aufmachung gegeben. Es mag sich um eine - berechtigte oder unberechtigte - Kritik an der Verlagsbranche handeln, aber für mich kommt an: Da regt sich aber jemand ziemlich auf. Das mag beabsichtigt sein, aber wenn man etwas kritiseren möchte, sollte man versuchen, seine Argumente stark zu machen. Die Argumente sind mir bei der Akkumulation von Ausrufezeichen im Laufe des Textes allerdings gänzlich entfallen - zurück bleibt eine unzufriedene Selfpublisherin, die sich darüber aufregt, von Verlagen (nach eigener Aussage zu Unrecht) in eine Ecke gestopft zu werden.
Martin (Donnerstag, 28 Januar 2016 11:32)
Liebe Anja,
man merkt, dass bei dir etwas geplatzt ist; die Geduld oder Beherrschung oder Langmut oder was auch immer. Dabei kommt es gern vor, dass man das Kind im Bad gleich auch als Lateralschaden abhaken kann.
Kriterium für ein gutes Buch ist ein Lektorat nicht. Aber dringend nötig ist es für alle - außer bei einem Promille eines Promilles - die neu zu schreiben beginnen. Die, die Talent haben, tun sich damit schneller. Und die die keines haben, sollten lieber gar nicht schreiben. Zumindest nicht für andere. Und das sind leider wirklich viele.
Nicht bearbeitete Bücher sind a) eine Zumutung für jeden Leser und b) Schaden für jeden Kollegen. Man muss nicht gleich ein Lektorat bezahlen, sondern es gibt genug Schreibforen, wo man sich Rat holen kann. Es geht auch ohne Geld. Und natürlich ohne Verlag. Aber nicht ohne zu lernen und das Wollen zur Selbsteinschätzung anstatt der gern anzutreffenden Selbstüberschätzung. Die Millenials und auch die Generation davor sind unglücklicherweise in einem Umfeld aufgewachsen, in dem sie lernten, dass jeder alles kann und man sich auch nicht sonderlich anzustrengen braucht. Diese Selbstüberschätzung, finde ich, unterstützt du mit deinem Artikel, stärkst all diejenigen, die sagen, dass sie kein Lektorat bräuchten, weil sie ohnehin Naturgenies wären. Dabei hast du das vermutlich gar nicht gemeint.
Und warum hauptsächlich Kollegen konkret sagen, wo was nicht passt? Das ist ganz einfach: Laien fühlen sich lediglich unwohl, können den Grund aber aus Unkenntnis nicht benennen. Deswegen legen sie das Buch beiseite und sagen halt nichts - was auch? Da sind mir die anderen lieber, auch wenn man die Korinthen aussortieren muss.
Und schließlich: Natürlich kann auch unlektorierter Text gut sein. Hoffentlich. Denn sonst würden ja Autoren nicht dazugelernt haben.
Beim Grundgedanken, der dich zu diesem Post bewogen hat, bin ich bei dir. Schade nur, dass dabei auch der Säugling im Ausguss verschwunden ist.
Liebe Grüße
Martin
GardenStone (Freitag, 29 Januar 2016 11:45)
Danke Anja!
Auch ich habe kein Geld meine Bücher gegen ansehnliche Geldbeträge von professionell ausgebildete Lektoren überarbeiten zu lassen. Es sind Freunde die das für mich tun, manchmal ist jemand dabei, der so etwas auch professionell macht. Ich gebe signierte Exemplare als Gegenleistung. Und meine Frau, die einige Jahrzehnte Deutsch unterrichtet hat, macht für meine deutschsprachigen Bücher das Endlektorat. Dennoch, sobald eins meiner Bücher erschienen ist, finden wir kleinere Fehler die zuvor übersehen wurden. Das schiebe ich dann Murphy zu.
Als 'Selfpublisher' schätze ich es sehr, dass ich bei Korrekturen und inhaltliche Änderungsvorschläge immer selber 'das Letzte Wort' habe.
Wenn jemand sich wirklich stört an gebliebene Fehler, der oder die kann von mir aus gerne sein gekauftes Exemplar verschenken. ;-)
Erik Huyoff (Freitag, 29 Januar 2016 12:37)
Ich stimme der Autorin insoweit zu, dass natürlich die Qualität der Textvorlage durch den Autoren entscheidend ist, ob ein Buch gut wird, oder nicht. Das Lektorat ist kein Zauberwerk, sondern Handwerk. Und wie ja bereits im Beitrag gesagt wird: "Oder anders gesagt: Ein Text wird nicht durch ein Lektorat gut! Er wird vielleicht besser, aber ... "
Hier möchte ich aber einhaken. Das Lektorat beseitigt nunmal die letzten kleineren Logikfehler an soliden Texten, es beseitigt unnötigen Ballast und holt das letzte aus dem Text heraus. Darauf zu verzichten ist für mich keine Option. Als Leser erwarte ich, dass ein Autor das bestmögliche für die Geschichte getan hat, und nicht, aus der Laune heraus oder aus übertriebener Sparsamkeit, ein unfertiges Produkt auf den Markt geworfen hat. Und ja, es können Texte auch ohne Lektorat sogar nahe an der Perfektion sein - aber in aller Regel merkt man ein fehlendes Lektorat doch. Und wenn ich sowas bemerke, stört es mich und ich kaufe in Zukunft halt lieber Bücher von anderen Autoren.
Sascha Raubal (Freitag, 29 Januar 2016 13:06)
Ich bin da bei Michael und Martin. Natürlich kann man ohne Lektorat auskommen, das ist schon recht. Aber dann bleiben eben leider sehr viele Stolpersteine und andere Macken im Text, die ein aufmerksamer Lektor – und sei es nur ein guter Betaleser – gefunden hätte. Und ich als Leser stolpere dann eben darüber. Die auch schon genannten Perspektivbrüche bzw. schnellen und planlosen Wechsel stoßen mir beispielsweise gerne sauer auf. Nach den Feedbacks diverser Testleser kann ich das nun bei fremden Büchern auch genau benennen, früher wäre ich halt einfach nur gestolpert, ohne den Grund klar zu erkennen. Das ist m.M.n. der große Unterschied zwischen Autoren und reinen Lesern. Bei meinen eigenen Manuskripten muß mir das zum Teil aber immer noch von außen gesagt werden. Betriebsblindheit, eben.
Ich für meinen Teil bin froh über die Hilfe meiner Betas, die übrigens dafür entweder gar nichts oder nur meine Gegenleistung als Betaleser bekommen haben. Gänzlich auf fremde – und geschulte – Augen und Meinungen zu verzichten, ist in meinen Augen sträflicher Leichtsinn.
Natürlich kann man anderer Meinung sein, aber einen derartigen Rant zu haben auf Lektoren und Kollegen, die deren Leistung in Anspruch nehmen, geht schon etwas weit. Und das laute Geschimpfe erst recht.
Warum platzt einem da so die Hutschnur? Zu oft gehört "Also, ein Lektorat hätte Deinem Text aber schon gut getan?" Sorry, ich kann es nicht ernsthaft beurteilen, habe noch nie etwas von Dir gelesen, aber genau so kommt diese Schimpftirade nun einmal rüber.
Victoria (Freitag, 29 Januar 2016 14:58)
Danke, danke, danke für den Beitrag und die flammende Rede zur Verteidigung all jener, die sich ein Lektorat nicht leisten können! Ich stimme dem voll und ganz zu. Nur weil ich kein Geld habe, heißt das nicht,dass ich keine Arbeit oder Zeit in mein Buch gesteckt hätte oder unbelastet von Talent wäre. Danke!
Nadi (Freitag, 29 Januar 2016 15:28)
Ganz ehrlich, wenn Du Deine Bücher genauso wirr und fehlerhaft schreibst, wie diesen Text hier, dann kann ihn ein Lektorat nur verbessern!
magico (Mittwoch, 03 Februar 2016 14:18)
Klingt nach bockigem Kind, das sich von den Eltern nicht erzählen lassen will, dass es die Hose nun mal falschherum angezogen hat. Geht zwar auch, sieht aber seltsam aus.
Natürlich benötigt das Buch eines Self Publishers kein Lektorat. Dafür ist es ja Self Publishing. Aber das möge doch jeder bitte selbst entscheiden.
Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass es "auch gut so" ist, dass wirklich jeder publizieren kann. Es lässt sich in der heutigen Welt nicht mehr vermeiden, aber es zieht sich durch fast alle Kunstrichtungen hindurch.
Jeder kann heutzutage Musik machen, jeder kann Filme drehen usw.
Was hat es uns gebracht? Eine Sintflut an Schund!
Nur noch die Wenigsten vermögen in diesem Schrotthaufen von narzisstischen Selbstdarstellern das eine Juwel zu finden. Und wenn sie es finden, ist es wohl eher Zufall.
Davon mal abgesehen, wird einem Self Publishing Autoren auch kein Lektorat aufgezwungen. Er muss dann eben damit rechnen, dass er auf die offensichtlichen Fehler hingewiesen wird. Quasi ein unprofessionelles, unerwünschtes und nachträgliches Lektorat. Ob das dann besser ist? Na zumindest kostenfrei. (Höchstens auf Kosten der Nerven.)
OP beim Metzger (Dienstag, 10 Januar 2017)
Ich muss sagen, dass ich diesen Beitrag mit einer gewissen Fassungslosigkeit zur Kenntnis nehme. Und was sich an meine Fassungslosigkeit anschließt, ist die Tatsache, dass so viele in diesen Tenor einsteigen.
Scheinbar hat die Autorin versäumt festzustellen, wofür ein Lektor da ist. Der Lektor ist nicht dein Freund. Der Lektor erzählt dir nicht, was du hören willst. Das tun deine Freunde. Darum bleiben sie auch deine Freunde.
Der Lektor hingegen hat die Aufgabe, auf Mängel hinzuweisen, und zwar nicht auf Kleinigkeiten wie Rechtschreib- oder Kommafehler. Der Lektor schaut sich dein Werk aus einer Perspektive an, die du als Autorin niemals einnehmen kannst - und die deine Freunde auch nicht verstehen, weil ihnen - schlicht - die Erfahrung fehlt.
Zwar magst du deinen "Erguss" für die Krone der Schöpfung halten, doch nur ein Lektor liest mehrere Stunden täglich - das ganze Jahr hindurch. Und nur ein Lektor ist in der Lage, Qualität von Mist zu unterscheiden. Wenn dein Machwerk also Mist ist, wird der Lektor dir das ungebügelt sagen - zumindest, wenn er seinen Job ernst nimmt.
Wer der Meinung ist, er könnte jeden Laien an einen Text heranlassen, weil Lektorat gleich Lektorat ist, der kann auch direkt zum Metzger gehen und diesen höflich bitten, sich den Hirntumor entfernen zu lassen - schließlich kann sowohl der Metzger als auch der Spezialist im OP an Fleisch herumschneiden - überhaupt kann ja jeder Fleisch schneiden.
Aus meiner bescheidenen Perspektive sei gesagt, dass dieser Blog-Beitrag (oder was das ist) selbst schon so grottig verfasst ist und voller Fehler strotzt, dass mir mittlerweile klargeworden ist, warum die Dame Self-Publishing betreibt bzw. Absagen von Lektoren erhalten hat.
Diese Bockigkeit, kein Geld für eine gute Dienstleistung ausgeben zu wollen/können, spiegelt sich im Endeffekt darin wider, dass die Verkaufszahlen nicht so sein werden, wie sie sich das vorgestellt hat. Leseratten sind in der Regel recht intelligente Leute, die ebenfalls Schund leicht entlarven können. Wer also bei Amazon rumhantiert, wird sich über die ersten negativen Rezensionen nicht zu wundern brauchen, die schon bald unter dem Machwerk auftauchen werden.
Mir scheint es auch beinahe so, dass die Autorin viel weniger wirklich wissen will, welche Qualität sie an den Tag legt. Sie kann die Dienstleistung einfach nicht bezahlen und sucht nun Gründe dafür, das nicht tun zu müssen - die Schuld trägt dabei der Lektor, der aus ihrem Mist kein Gold macht.
Das kümmert aber den Lektor nicht, denn der nächste Autor steht schon vor der Tür.
Quantenbär (Dienstag, 10 Januar 2017)
Oha.
Da hat der Artikel beim letzten Kommentator aber offenbar voll ins Schwarze getroffen. Da sieht wohl jemand seine Felle mit Überlicht wegschwimmen und/oder verharrt mit Nachdruck im Gestern. Man meint einen getretenen Hund jaulen zu hören ...
Man traut sich kaum, dem Arroganzling mitzuteilen, wie die Bewertungen für die Bücher der hier so gescholtenen Autorin aussehen. Er könnte vielleicht den Glauben in seine Zunft verlieren. Oder die Leser. Oder sich. Und das wollen wir ja nicht. Soll er in seiner selbstverliebten Blase bleiben, irgendwo weit oben auf diesem Elfenbeinturm, da ist er gut aufgehoben.
Wir anderen kümmern uns derweil um die Realität.
Mit relativ unscharfen Grüßen,
Der Quantenbär
Amazon-Stimme (Mittwoch, 11 Januar 2017 21:20)
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"Aufgrund der ausnahmslos positiven Kritiken möchte ich hier jedoch auf die Schwächen des Buches hinweisen: Bislang habe ich in keinem Buch, das ich zuende las, derart viele Notizen eingefügt - nämlich über 60.
Es handelt sich hierbei um Sprach-, Grammatik- und Logikfehler. Verben werden doppelt gesetzt oder fehlen. Zeiten werden falsch gebildet. Falsche Pronomen verwendet, falsche Fälle gebildet und, und und. Das ist mir zu schlampig geschrieben.
Außerdem wundert es mich, dass die durchaus sympathische Heldin, die uns als starke Frau präsentiert wird, es total toll findet, sich einem Mann - trotz eigensinniger Aktionen - immer wieder einmal und dann final völlig zu unterwerfen: "Falk hatte sie zu seinem Besitz gemacht. ... Das war ein gutes Gefühl."
Im Kontext steht noch, dass er sie beschützt. Dies ist aber nicht die einzige Stelle, wo ich mir als Mann ob dieser unverhofften Unterwürfigkeiten einer STARKEN Frau Fragen stelle. Und: Viele Rezensentinnen scheinen diese Rückschrittlichkeit noch zu goutieren. Ist Gleichberechtigung nur eine Farce?"
Meli (Montag, 13 Februar 2017 04:35)
Guten Tag,
vielen Dank für diesen Beitrag. Mir ist letztens selbst fast der Kragen geplatzt. Ich habe überhaupt nichts gegen Lektoren und Lektorate -- wenn sie gut sind. Ich kannte aber bereits Lektoren, die viell. in der Grammatik stilsicherer waren (ich mach das meist eher nach Gefühl, bevor dann der Dudenkorrektor drüberläuft ;)), aber was "Stil des Autors respektieren", "grobe Fehler ausmerzen" und sogar bzgl. RS-Fehler mit Sicherheit nicht talentierte waren als ich selbst. Und da denk ich mir dann ... Bevor ich ein Halbjahresgehalt ausgebe (Ja, etliche Lektoren sind überteuert -- man sehe sich mal an, wie "viel" professionelle (!) Texter verdienen, in der Erwartung, dass ihr Text bei Abgabe bereits verwertbar ist), lasse ich da lieber ehrliche, schonungslose Testleser ran. Oder auch Autorenkollegen. Gerne immer gegen Gegenleistung.
Und das mit den Ideen sehe ich genauso. Die Denkweise in Verlagen ist einfach auf das Kommerzielle ausgerichtet und manchmal verstaubt. Ich freue mich, wenn ich in einem Verlag unterkomme. Ich habe aber kein Problem damit, es nicht zu tun. Weil Verlage schlichtweg kein Kriterium für Qualität sind (und wenn man viel liest, wird einem das klar).
Das Dumme ist, dass es unter den SPlern leider ebenso "schwarze Schafe" gibt. Klar, jeder soll veröffentlichen dürfen. Aber wenn dann ein SP-Roman wo monate-jahrelang Herzblut drinsteckt, neben einem hingerotzten Porno dasteht, und von Unwissenden mit diesem gleichgesetzt wird ... ist das für den bemühte SPler auch frustrierend.
Aber andererseits ... Das ist bei Verlagen ja nicht anders. Vielleicht mit etwas wenigern RS-Fehlern ;).
Ich hoffe, dieser Beitrag findet Gehör. Denn es gibt in Lektoratskreisen wirklich vieles, was sehr schief läuft.
Meli
Meli (Montag, 13 Februar 2017 05:02)
Bzgl. meines vorigen Eintrags: Ja, schon doof, wenn einem selbst dann RS-Fehler etc. passieren. Hab das Posting ausnahmsweise im Halbschlaf, komplett übermüdet und mit einer Klemm-Tastatur geschrieben. Weil es mir so am Herzen lag. Hoffe, es ist trotzdem lesbar. Immerhin ist es kostenlos *lach* ;)
Entschuldigung.
LG
Meli
Alin (Dienstag, 21 November 2017 16:02)
Cool bleiben, Anja ;)
Alin (Dienstag, 21 November 2017 16:09)
Die Aufregung hier ist überzogen. Jeder soll machen, was er will. Ob ich als Autorin Talent besitze, sollen andere beurteilen - ich bin nicht so vermessen, es selbst zu tun. Andere sind es offenbar. Doch auch das steht jedem frei. Manche nehmen ein Lektorat in Anspruch, andere nicht. Jedem das Seine. Kein Grund, emotional zu werden.
Frank Maranius (Dienstag, 21 November 2017 17:49)
Phuuu, oder wie man das schreibt, du hast in allem Recht, Kritik, böse, kommt nur von Kollegen, die aber auch genauso wenig verkaufen wie ich, sieh Amazonbewertung. Wenn ich deren Bücher lese, nur, weil ich wissen will, ob man auch ohne Leichen spannend sein kann, aber diese Schmarren! Viel wichtiger wäre Satz, Schriftsatz ist mir bei meinem letzten Buch passiert, Flattersatz, noch ein Beruf zu erlernen um gute Bücher zu schreiben? Bisschen bissig dein Text, aber ich unterschreibe ihn und ich mache weiter.
Claudia G. (Montag, 07 Januar 2019 02:11)
Ach, hier ist der Blogbeitrag ja wieder. ;)
https://zaubertraumtagebuch.blogspot.com/2016/02/miese-texte-haben-keine-chance-auf.html
Melli (Montag, 03 Juni 2019 12:32)
Vorausgesetzt man hat Sprachtalent, viel Erfahrung mit Schreiben und Korrigieren, Sinn für Logik und ist lernwillig, kann man sich selbst lektorieren (wenn auch nicht perfekt).
Dafür muss man eben Zeit investieren, üben, üben, üben. Den Text reifen lassen, überarbeiten und wieder liegenlassen. Eine gute Software verwenden und sich eine eigene Wissenssammlung zum Lektorieren anlegen, die eigenen Fehler erkennen usw. Testleser.
Ein echtes bezahltes Lektorat mag toll sein, aber ich habe beobachtet, dass es oft die Leute sind, die ein Verlagslektorat erhalten, die UNBEDINGT dazu raten. Kein Problem, nur: Diese ätzen dann auch gern über die Selfpublisher ... klar sie müssen ja auch nicht mehrere tausend Euro ausgeben.
Und davon abgesehen, kommen unglaublich langweilige Bücher auf den Markt. Hölzernes Dialoggestammel, keine Substanz. Da frage ich mich auch, wo das Lektorat war.
Allerdings bei der Rechtschreibung muss man schon sehr gut sein oder es dazu lernen, plus die entsprechende Software besitzen. Jeder Fehler im Text stößt dem Leser auf.
Ich würde es so halten: Sollte sich herausstellen, dass man mit seiner Veröffentlichung verdienen kann, kann man das Geld ja für das Lektorat des nächsten Buchs verwenden.
Bis dahin sollte man sich nicht verunsichern lassen und unnötig viel Geld ausgeben (wenn man es überhaupt hat).