Ich hab immer das Gefühl, ich bin ein absoluter Dilettant. Ich kann dies und das und nix richtig. Das macht mir aber meistens nix. Ich habe mich schon lange von diesem Perfektionismus verabschiedet, der nichts bringt außer die Bewunderung von anderen Perfektionisten.
Ich will damit nicht sagen, dass ich bewusst schlampig bin, aber ... es gibt doch dieses 80/20 Ding (Pareto-Prinzip). Also du kannst mit 20% der Arbeit 80% Perfektion, oder Vollendung, erreichen. Aber um die letzten 20% zu erreichen, musst du 80% deiner Zeit aufwenden. Oder so.
Jedenfalls ist es irre viel Aufwand, diese letzten Sachen zu machen. Und da muss man halt wirklich gucken, ob sich das am Ende lohnt.
Ich denke oft über diese Autoren nach, die in Feuilletons besprochen werden. Die Satz für Satz in jahrelanger Arbeit aus ihrem Hirn klauben, nochmal streichen, neu schreiben, verbessern ... das ist nix für mich.
Meine Erfahrungen sind auch: Ich muss machen, was ich gut kann, was mir gut tut und wofür ich mich begeistere. Dann kann ich auch andere begeistern und dann guckt keiner nach den 20% die da fehlen.
Aber das hat natürlich auch Nachteile. Es fehlt halt immer was. Ich bin ein Pfuscher. Ich bin unvorhersehbar. Ich bin sprunghaft.
Jetzt lesen wir mal die Definition von Profi auf Wikipedia.
" (Bezeichnet) ... die Fachkenntnis einer Fachkraft (in Abgrenzung zum Laientum oder auch zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs Dilettant) und daraus folgend das Wissen um die Konsequenzen des eigenen beruflichen Handelns („Ein Profi weiß, was er tut.“) sowie die Fähigkeit zur Ablehnung von Aufgaben, die aufgrund der eigenen Fähigkeiten nicht mit ausreichender Qualität bearbeitet werden können (Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen)."
Fachkenntnisse. Jo, hab ich. Fachkraft bin ich nicht. Warum unterscheide ich das? Nun, es gibt ja Gründe, warum man etwas hierzulande manchmal drei Jahre lernt. Dass ich meinem Mann die Haare schneiden kann und das ganz ok, bedeutet nur, dass ich einen bestimmten Schnitt mit diesen Haaren beherrsche. Einen Lockenkopf zu frisieren ist aber ne ganz andere Kiste.
Konsequenzen des Handelns kennen. Ja, kann ich. Aber auch hier nur über das, was ich schon gemacht, ausprobiert habe.
Ablehnung von Aufgaben ... und da kommen wir zum Anlass für meine Gedanken: das ist für mich eine der wichtigsten Sachen, die einen wirklichen Profi vom Dilettanten unterscheiden.
Wenn ich etwas mache, dann mach ich das von A-Z. Auf mich kann man sich verlassen. Aber wenn ich das Gefühl habe, das schaffe ich nicht, dann kann ich - egal worum es geht und sei es noch so verlockend - doch nicht anders als "Nein", sagen?
Ich bin auch froh, dass ich das kann. Und dass ich Freunde habe, die das unterstützen. Mir auch bei der Entscheidung helfen.
So wird das zwar nix mit der Weltherrschaft, aber hey ... ich hab meine Ætherwelt, und die ist gut.
Also bin ich ein Profi und doch keiner. Schrödingers Profi.
Bleibt pfuschig!
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JCfUZQsq (Montag, 19 September 2022 19:56)
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