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Ein Spiel erfinden - und vermarkten

Es ist jetzt schon ne Weile her, dass ich das Wichtelspiel "erfunden" habe. Aber heute ist der Tag nachdem es im "Fernsehen" war. Fernsehen ist in Anführungszeichen, denn das Medium ist ja inzwischen ein bisschen anders geworden. Ich bin mit drei Programmen aufgewachsen, dann über ein paar hundert zu Streaming-Diensten gegangen. Gucken was man will, wann man will. 

Und gestern lief eine Sendung, zu der ich eingeladen war.

Genial gedacht - Der Tüftlercheck. Auf Vox, produziert von den immerfleißigen Endemolshine-Productions.

Die Erfahrung war witzig. Vom ersten Moment an.

Ich bekam eine mail: Sie haben da doch was erfunden ... möchten Sie ...? Und ich so: HÄ? Wie ...? Aber dann dämmerte es mir: Bei der Recherche sind die vermutlich genau auf diesen Blog gestoßen. Wie schön!

Aber Fernsehen? Und da kommen wir wieder zu "Fernsehen". Man denkt ja über die Öffentlich-Rechtlichen noch so: Seriös. Und über die anderen, die "Privaten": Alles käuflich, Verarsche und gescriptet.

Also hatte ich direkt wenig Lust. Sagte aber meinem Kinde Bescheid und die sofort: JAAAA! 

Ich dachte dann ein bisschen nach. Und da man sich bewerben musste dachte ich auch: Ach komm, laber mal was inne Kamera. (Ja genau so. Kein Script oder so. Zwei Takes und abegeschickt.)

Dann hab ich das erst mal vergessen. Und bekam dann die Nachricht: Du bist dabei!

Schreck. Echt? Warum? Finden die nix Besseres? Ich hab das um und um gedreht und dann dachte ich: Wenn es einzig und allein als Ergebnis hat dass mehr Menschen Evas tolle Bilder sehen, dann kann eigentlich nix schief gehen.

Versteht man das? Es geht beim Erfolgserlebnis (also nicht um einen messbaren Erfolg, sondern das Erlebnis, meines, mein persönliches) ja darum: Was definiere ich als Erfolg? Was ist der beste Outcome?

Und die Schwierigkeit ist immer, abzugrenzen, was andere für Erfolg halten. Denn das ist ja nicht MEINE Definition.

Es geht mir also nicht darum als Anja im Fernsehen zu sein. irgendwie zu glänzen, zu gewinnen (man konnte in der Show gewinnen: drei Tüftler treten gegeneinander an), oder die Beste zu sein oder danach sofort irgendwas ... egal, ihr versteht. Nein: Mein Wunscherfolg, den ich übrigens auch schon auf die Spielemesse hatte ist: Die Leute sehen das Spiel und sagen spontan und ungefiltert: Das sieht ja toll aus! 

Ob sie es dann haben wollen, steht auf einem anderen Blatt, aber erst mal Begeisterung.

Warum mir die anderen Sachen nicht so wichtig sind? Nun, natürlich ist es toll, wenn Leute das Spiel dann auch kaufen, aber wenn es nur rumläge, weil es dann doch zu komplex wäre ... fänd ich doof. Oder wenn sie es kauften, weil ich gewonnen hätte und MAN es dann haben MUSS (so wie die Schmuckausgabe eines Bestsellers ...) ... NÄ.

Also war ich eigentlich entspannt. Ich hab meine Latte so gelegt, dass ich bequem drüberhüpfen kann.

Der Detlef war dann auch echt lustig, das Filmteam sehr lieb und wertschätzend. Am Set waren alle sehr bemüht. Ich fand ehrlichgesagt das Set etwas öde und dachte erst: Wann gehts denn jetzt ins Studio ... bis ich kapierte, dass das das "Studio" war ... nunja. 

Wirklich schockiert haben mich die anderen Erfinder. Die waren beide nett, aber der einen zb hat 60.000 Euro in sein Ding gesteckt und zig Patente dafür gekauft etc ... der andere macht das beruflich. Nachdem ich das (innerhalb ein paar Minuten, ich bin ja neugierig) rausbekommen hatte, dachte ich kurz: Mann, du bist das Opfer hier. Die haben dich reingenommen weil du erstens die Quotenfrau und zweites das Opfer bist.

Das sind böse Momente, die man überwinden muss. Sich in die Opferrolle zu fügen liegt mir aber nicht, drum hab ich das für mich gedreht. Die zwei Testerinnen, die es noch nicht mal schafften, auch nur Ansatzweise die Anleitung zu lesen ... das waren die Opfer. Die wurde ja auch regelrecht vorgeführt ... Und am Ende ist es halt leider so: Die verpassen was!

Ach, es wurd schon arg arg zusammengeschnitten. Wir hatten hier zuhause mit dem Moderator wirklich Momente, da liefen uns Tränen aus den Augen, so sehr haben wir gelacht. Und er hat sich wirklich arg über seine Karte gefreut.

 

Egal: ich wusste also schon lange, dass ich "verloren" habe. Ich wusste auch, dass ich nicht verloren habe. Aber die Ausstrahlung würde ja zeigen, ob ich wirklich verloren habe, oder? Was würden die anderen sagen?

Wieder so eine Sache: Ist das wichtig? Ja, es ist wichtig, wenn man etwas verkaufen will.  Aber das Wichtelspiel ist an sich bezahlt. Jeder Verkauf jetzt ist ein Gewinn. Das Wichtelspiel war überhaupt von Anfang an ein Gewinn: Soe viele gute Dinge sind passiert! Noch bevor ich die Förderung bekam, hatten viele viele Leute daran geglaubt und mir als Vorbesteller Geld gegeben. Ohne zu wissen, was sie eigentlich genau bekommen! Dieses Vertrauen, dieser ERFOLG, das ist es, was zählt. Nicht das, was jemand anders aus einer seltsamen Konkurrenzsituation draus macht und ob ich da "gewinne". Der Typ, der gewonnen hat, der hat ne riesen Firma mit Angestellten und ist so drauf, dass er zwar von der österreichischen Höhle der Löwen eingeladen wurde, aber keine Zeit hatte ... hahahaha. Netter Kerl, aber damit kann ich mich doch nicht vergleichen? Wo kann sich eine Maus mit einem Elefanten vergleichen? Das ist total unsinnig - und übrigens glaub ich auch der Knackpunkt des Formates.

Aber ich will auch da nicht rumbashen, das ist nicht meine Absicht. Die haben getan, was sie tun wollten und mussten.

Ich hatte mir die Folge in Ruhe mit meinem Kind angeguckt, schon vorher, weil man das im Streaming so konnte und hab dann am Sonntag zusammen mit meiner Familie gemütlich meine Lieblingsbrüder geguckt.

Dass ich dann dennoch überrascht wurde, und so lieb, so schön ... ach, das ist ein weiterer Erfolg! Es haben noch während der Sendung ganz viele das Spiel bestellt, mit tollen Bemerkungen dazu, wie schön und wie großartig und und und ...

Ich hab gewonnen. Ganz ganz viel. Erfahrung und Glück. Und wer jetzt denkt, das bieg ich mir nur so zurecht, der soll das tun. Aber es ist halt mein Leben und mein Kuchen: Wer denkt, das Leben sei nur toll, wenn man den ganzen Kuchen bekommt, der weiß nicht, wie schön es ist, mit anderen zusammen zu essen, abzugeben, sich zu freuen, wenn es ihnen schmeckt und vielleicht die Kirsche seinem Kind zu geben, weil die die am liebsten mag und ... ihr versteht vielleicht. Und wenn nicht, dann kann ich auch nicht helfen.

 

Also Danke an alle, die mir liebe Kommentare schicken! Niemand braucht mich bedauern, bedauern wir lieber alle, die sich was entgehen lassen, weil sie nicht lesen wollen.

 

Kuchen? (hihi)

 

 

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