Ich habe jetzt drei Trilogien (also neun - in Zahlen: 9 - Romane) und mehrere andere Werke in meiner Welt geschrieben. In meiner Ætherwelt, wie ich sie liebevoll nenne. Und zunächst nannte ich es Steampunk. Bis einigen und mir klar wurde: Das ist keiner.
Am Anfang wollte ich es noch. Habe über Babbage-Maschinen geschrieben und Zahnräder sich selbst organisieren lassen. Ich wurde als Steampunk-Queen betitelt, obwohl ich doch so sehr versucht habe, den Steampunk aus dem viktorianischen Kämmerchen zu holen. Nach Deutschland zu bringen. Näher zu uns und weg aus London. Ich wollte luftigeren Steampunk. Mehr Aufbruchsstimmung als kohlestaubgeschwängerte Dampmaschinenromantik. Mehr Wilhelminik (was überhaupt kein Wort ist, wie ich festgestellt habe ... hahaha - ich und Recherche ...) und weniger Viktorianik eben.
Und das haben mir von Anfang an welche übel genommen. Andere haben es gefeiert, weil ich ihnen eine Spielwiese gab. Etwas, wo man eben mitmachen konnte: Das Amt (für Ætherangelegenheiten).
Da wurde ich dann die Chefin. So nennen sie mich, meine Beamten. Es gibt ganz viele davon. Und ich liebe es.
Ich spürte, dass den meisten Leuten völlig egal war, was ich da schrieb, das Amt funktionierte. Es bringt viele dann doch irgendwann zum Lesen und das ist super. Für sie und für mich.
Aber bin ich noch ein Steampunk? Ist das meine Bubble, meine Zielgruppe? Ich muss sagen: Nein. Ich kenne diese Steampunks nicht mehr. Also die der jetzigen Generation. Die, die nicht mehr basteln und nähen und kombinieren. Die, die sich schlicht bedienen an den vielen Ständen. Die es nicht mehr erfinden, sondern konsumieren können. Das soll keine Kritik sein. Ich will sicher nicht über "die gute alte Zeit" schwadronieren. Aber ich vermisse die Maker. Die, die stundenlang löten und kleben und keine Ahnung was noch alles machten, um uns ihre fantastischen Maschinchen zeigen zu können. Also etwas wirklich "Originelles" (vom Ursprung her Neues) herstellten. Denn die x-te geschändete Kinderpuppe der man ein Zahnrad irgendwo draufgeklebt hat, ist einfach nicht mehr begeisternd.
Jede Subkultur hat ihre Wellen, ihre Veränderungen. Und als Teilnehmer muss man gucken, ob man da noch mitgeht, oder eben nicht.
Steampunk auf meine Bücher zu schreiben hat es Anfangs leicht gemacht. Denn das Genre hat viele neugierig gemacht. Es war etwas Neues, versprach Fremdartigkeit und Möglichkeiten. Übrigens genau das, warum die meisten Verlage das nicht mit der Kneifzange angefasst haben. Und die meisten auch daran gescheitert sind. Es ist zu fluide. Und im Kern dann doch zu fix. Tatsächlich vergleichbar mit einem Uhrwerk, wo scheinbar viel in Bewegung ist, aber am Ende alles immer exakt so ablaufen muss, wie immer, damit es nicht in die Irrelevanz verfällt. Eine Uhr muss die Zeit genau anzeigen, sonst ist sie nutzlos.
Aber ich schreibe vermehrt nicht mehr über Zahnräder und habe noch nie über Dampfarme oder - beine geschrieben. Meine Bücher sind über das schlichte Stadium hinaus, wo ich über solche Themen einen Bezug zu meinen Lesern aufbauen muss. Meine Welt ist so komplex, dass ich ein Wiki brauche. Ein Regelwerk, welches an sich schon wieder komplex wird.
Ich weiß noch nicht, wie ich es anstelle und ob ich überhaupt etwas machen muss. Aber ich sags jetzt mal laut: Ich schreibe keinen Steampunk. Ich schreibe ... wenn überhaupt, Ætherpunk. Wobei ich nicht weiß, warum ich Punk dahinter schreibe. Eigentlich ist es Fantasy. Vielleicht sogar Urban Fantasy. Und vielleicht ist es auch einfach, was es ist.
Warum schreibe ich das hier? Damit ich es mal gesagt habe. Damit ich auch mal sagen kann: Ich habe etwas wirklich Komplexes und Fantastisches geschaffen. Damit ich mir selbst auf die Schulter klopfen kann. Denn im Tagesgeschäft vergisst man als Künstler oft, dass man echt schon weit gekommen ist. Dass es ein Weg ist. Ein langer, im besten Fall.
Ich hab noch viel vor. Wenn ihr - liebe Leser - den Weg mitgeht, dann wird er auch spannend und ereignisreich.
Wer noch nicht in meine Welt eingetaucht ist, der hat einiges vor sich. Ich wünsche allen alten und neuen Reisenden weiterhin viel Spaß. Danke, dass ich das für euch machen kann.
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Diandra (Freitag, 29 November 2024 09:54)
Den -Punk hat man ja, weil man etwas subvertiert, von daher passt der da ganz gut dran. ^^
Yvonne (Samstag, 30 November 2024 15:29)
Punk ist immer gut. Punk deshalb, weil du anders bist. Dich kann man eben nicht einfach in eine Schublade stecken. Und das ist gut so. Ich begleite dich ja jetzt schon ein paar Jahre und ich finde es super, dass du immer wieder neue Wege gehst. Und wenn kein Weg da ist, dann machst du einen...irgendwie. Und das finde ich großartig, dafür bewundere ich dich. Auf neue Wege, neue Ziele�.